Gedanken zum Sonntag von Diakonin Schade

 

19.04.2020 HandletteringNun war er da: Der Tag, auf den zigtausende Menschen fünf Wochen lang gewartet haben und so viel Hoffnung auf ihn gesetzt haben. Der Tag, an dem sich so Vieles entscheiden sollte und wir neue Klarheit bekommen wollten. Doch jetzt geht es in so vielen Bereichen erst einmal weiter mit der Unsicherheit, den vielen Fragen, den Sorgen.

Auch wenn unser Verstand und unsere Vernunft all die wichtigen Entscheidungen mittragen können, so fällt es gerade unserem Herzen manchmal doch sehr schwer. Wie gern würden wir Familie und Freunde wiedersehen, sie in die Arme nehmen und auch mal wieder real spüren können, nicht nur digital? Wie gern würden wir unseren Kindern und Schülern wieder ein „normales“ Leben ermöglichen, mit Besuchen auf Spielplätzen, in den Kindergärten und den Schulen? Wie gern würden wir die Wirtschaft, die regionalen Firmen, die Kultur, die Selbstständigen, …  unterstützen und unsere Heimatfeste und vor allem auch die zahlreichen Familienfeste durchführen und uns daran freuen?

Bei diesen Aufzählungen wird das Herz richtig schwer! Angesichts dieser Tatsachen könnte man ganz schön müde werden, sich zurückziehen und manchmal vielleicht sogar etwas resignieren. Das geht sicher vielen Menschen so und ist auch verständlich. Gerade weil wir nicht wissen, wann es wirklich wieder anders werden wird und wie es „danach“ weiter gehen kann. Doch gerade jetzt braucht es eine andere Perspektive, braucht es jemanden, der uns helfen kann, unseren Blick wieder zu heben, damit wir Zuversicht tanken können!

"Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat all dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt.", so heißt es in unserem heutigen Predigttext aus Jesaja im 40. Kapitel. Er selbst wird uns alle herausführen, er lässt uns nicht im Stich. Ganz im Gegenteil sogar, er nimmt uns wahr und ruft uns alle bei unserem Namen! Er wird uns herausführen, daran dürfen wir glauben! Und wem es schwerfällt, bekommt sogar noch einen „Hallo-Wach-Ruf“: "Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich." Denn: "Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. Jünglinge werden müde und matt, und Männer straucheln und fallen; aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden."

Daran will ich glauben! Bei all der Müdigkeit, die ich wahrnehmen kann, spüre ich doch vor allem eins: Die Kraft der Hoffnung, die Kraft der Auferstehung, die Kraft des Lebens!

Jeden Morgen neu, wenn ich von den Sonnenstrahlen und dem fröhlichen Vogelgezwitscher geweckt werde, wenn ich die Blüten des Baumes vor meinem Fenster immer ein bisschen mehr aufgehen sehe und ich so viel Leben um mich herum wahrnehmen darf. Wenn ich mich darauf besinne, was ich alles habe und nutzen kann. Wenn ich sehe, auf welch vielfältige und kreative Weise die Auferstehungs-Botschaft letzte Woche verbreitet wurde, wenn sich Menschen Bibelverse mit nach Hause nehmen und sich in Gedanken und im Gebet verbinden – das macht Hoffnung und das gibt mir Mut und Zuversicht und macht mich wach! Und ich glaube, dass das auch die größte Stärke in dieser Zeit ist: Die Kraft der Verbundenheit, der Kreativität, der Solidarität, des Mitgefühls, … des Glaubens wird wachsen und bleiben!

Gott sei Dank darf ich diese Lebendigkeit spüren, Gott sei Dank darf ich auch mal die Vogelperspektive einnehmen und von der Ferne auf Dinge schauen und mich an Sachen herantrauen, die ich vorher nie für möglich gehalten hätte. Gott sei Dank schenkt er mir diese Kraft und diese wünsche ich Ihnen auch ganz besonders: Dort, wo Sie die Kraft, die Wachheit und die Klarheit am Meisten benötigen – er möge Sie Ihnen schenken!                                                                                                                            

Bleiben Sie behütet, Ihre Diakonin Sabrina Schade